Chancenpatenschaften wirken – und wie!
Das zeigt die Wirkungsevaluation Chancenpatenschaften der Stiftung Bildung.
Aus einer kleinen Bottom-up-Bewegung ist die bundesweit aktive Stiftung Bildung erwachsen, die mit ihren Förderungen jedes Jahr über 20.000 junge Menschen erreicht und sie auf ihrem Bildungs- und Lebensweg stärkt. Zudem sind wir im engen Austausch mit der Politik und führen mit ihr Gespräche, wie beste Bildung erreicht und das Bildungsengagement gestärkt werden kann. Dass wir als Trägerorganisation des Bundesprogramms „Menschen stärken Menschen“, gefördert vom BMFSFJ, mit den Chancenpatenschaften einen wichtigen Beitrag zu mehr Teilhabe und Inklusion sowie zur Persönlichkeitsentwicklung und Selbstwirksamkeit von Kindern und Jugendlichen leisten, bestätigt nun erneut eine umfangreiche Wirkungsevaluation des Jahres 2022. Mit insgesamt fast 17.000 gestifteten Pat*innenschaften an über 600 teilnehmenden Schulen und Kitas haben wir knapp 34.000 Kinder und Jugendliche deutschlandweit erreicht. Durch Chancenpatenschaften erfahren Kinder und Jugendliche Freude und Teilhabe an für sie vorher unzugänglichen Aktivitäten. In der qualitativen und quantitativen Erhebung wurden 292 Standorte, die 2022 aktiv waren, zu ihren Erfahrungen befragt. Dabei spielten die betreuenden Personen – häufig Schulsozialarbeiter*innen, Lehrkräfte oder Engagierte in Fördervereinen – eine wesentliche Rolle. Denn sie sind nicht nur diejenigen, die die Projektideen entwickeln, mit uns als Stiftung Bildung in Kontakt treten und die Förderung beantragen. Sie engagieren sich mit Herzblut und lassen mit viel Energie und Kreativität aus theoretischen Konzepten grüne Pausenhöfe, rollstuhlgerechte Kitas und mit diversen Kinderbüchern ausgestattete Leseecken entstehen. Der direkte Effekt wird durch die offenen, positiven Reaktionen der Kinder deutlich, freut sich ein Engagierter: „Dass die Kinder, das eigene geerntete Obst und Gemüse in der Schulküche essen und zubereiten können. Die strahlenden Augen, die Probierfreude und vor allem der Stolz sind wundervoll.“
Unsere aktuelle Programmevaluation bezieht sich auf das Jahr 2022, in dem sich laut diverser Studien noch deutlich die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und der damit erhöhte Förderbedarf bei Kindern und Jugendlichen zeigen. Die Evaluation macht deutlich, wie sehr Chancenpatenschaften auf diesen erhöhten Bedarf einzahlen. Die dem Programm zugrundeliegende Idee ist, dass die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen in Tandems gemeinsam an etwas arbeiten, gemeinsam etwas lernen, gemeinsam neue Erfahrungen machen. Kurz: Es geht um ein gleichberechtigtes Miteinander auf Augenhöhe. Und die Wirkung ist so vielfältig wie die Teilnehmenden selbst. Wie die Umfrage an verschiedenen Stellen zeigt, führen Chancenpatenschaften unter anderem zu einer gemeinsamen Übernahme von Aufgaben, zum Erlernen neuer Fähigkeiten und zu neuen Begegnungen und Kontakten – essenziell für Kinder und Jugendliche, gerade in Pandemiezeiten.
Über den direkten positiven Einfluss auf die Teilnehmenden hinaus zeigt sich auch, dass an den Projektstandorten der Chancenpatenschaften ein verbessertes Klima für Akzeptanz, Vielfalt, Inklusion und Demokratie entsteht. So profitieren nicht nur die Tandems, die durch die erfahrene Selbstwirksamkeit mehr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen bekommen. Es profitieren auch andere Kinder und Jugendliche am jeweiligen Bildungsstandort. Und nicht nur das, auch andere Lehr- und Betreuungspersonen wurden vom Engagement ihrer Kolleg*innen inspiriert, so dass sowohl konkrete Projektideen übernommen wurden, als auch sich ein allgemeines Gefühl von Wirksamkeit sowie eine Art Vorbildfunktion einstellte, wie sich im Austausch mit den Standorten ergänzend zur Evaluation herausstellte. Die Evaluation zeigt: Die schönsten Erlebnisse bei den Projekten der Chancenpatenschaften standen unter anderem im Zusammenhang mit gemeinsam Erschaffenem, Freude, dem Machen neuer Erfahrungen und einem Gemeinschaftsgefühl. Zudem zeigte sich in der Umfrage auch, dass die Teilnahme am Programm einerseits zu einer Abnahme störenden Verhaltens und andererseits zu einer Zunahme aktiver Beteiligung am Unterricht führten. Eine Engagierte berichtet angetan: „Das liebevolle, vorsichtige Einsäen von einzelnen Saatgut-Körnern der sonst sehr unruhigen, auffälligen Kinder in unser Hochbeet hat mich sehr berührt“. Gleichzeitig verbessert sich die Sprachkompetenz im Deutschen bei nicht muttersprachlichen Kindern und Jugendlichen. Wertschätzung und Vertrauen unter den Kindern und Jugendlichen wachsen durch die Erfahrungen als Tandems. Gleichzeitig kommen eher zurückhaltende Kinder und Jugendliche aus sich heraus. Chancenpatenschaften fördern durch gemeinsame Projektaktivitäten die Wertschätzung von Vielfalt, den Abbau von Vorurteilen und Inklusion von Kindern und Jugendlichen in die Gemeinschaft.
Chancenpatenschaften sind wirkungsvoll für die Entwicklung Einzelner und für ein positives Miteinander an den Bildungsstandorten, darum freuen wir uns über die Teilnahme von vielen weiteren Kindern und Jugendlichen am Programm.
Autorin: Leonie Tyra Schmidt-Schädel, Stiftung Bildung